Eifelpodcast #83 – Mit dem Bio – Imker Thomas Körsten aus Neroth

Wenn ihr bei Imkern an langweilige Typen in weißen Schutzanzügen denkt, dann habt ihr Thomas Körsten noch nicht kennengelernt. Dieser Bio-Imker aus Neroth bringt über 40 Jahre Erfahrung in die Imkerei ein und hat eine ziemlich rebellische Seite. In den frühen 80ern tauschte er die beschauliche Eifel gegen die tropischen Gefilde Samoas im Südpazifik. Dort machte er Work and Travel und sammelte spannende Erfahrungen, die seine Sicht auf die Welt und die Imkerei nachhaltig geprägt haben.

Für Thomas ist die Imkerei mehr als nur Honigschleudern. Es ist eine respektvolle Zusammenarbeit mit den Bienen und das Verständnis ihrer hochkomplexen sozialen Strukturen. Er achtet akribisch auf die natürlichen Verhaltensweisen und Bedürfnisse seiner summenden Mitarbeiter, denn nachhaltige Honigproduktion ist für ihn ein absolutes Muss. Seine ökologisch anerkannter Betriebsweise ist ein Paradebeispiel dafür.

Nach zahlreichen Reisen und Abenteuern kehrte Thomas wieder in sein Heimatdorf Neroth zurück, das für seine besondere Geschichte in der Eifel bekannt ist. Diese Rückkehr steht sinnbildlich für die tiefe Verbundenheit der Eifeler mit ihrer Heimat – und Thomas teilt dieses Gefühl voll und ganz.

Viel Spaß mit den Geschichten von Thomas Körsten über Bienen, Nachhaltigkeit, Reisen und Neroth.

www.eifelpodcast.de

Podcast-Host: Julia Kunze
Schnitt und Produktion: Nicolas Antochewicz  

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Transkript:

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Thomas Körsten
Also, je größer die Vielfalt der Blüten, Je größer ist das Aroma des Honigs. Und ich war ja schon auch ein paar Jahre im Ausland und habe auch überall verschiedene Honige probiert und ich muss da den Eifel Honig loben. Wir sind ganz vorne mit dem Aroma. Wir haben vielleicht nicht so viel Honig wie andere Landschaften in Deutschland oder der Welt, aber unser Honig ist super lecker.

Julia Kunze
Hallo ihr Lieben, willkommen zurück beim Eifel Podcast. Ich freue mich riesig, dass ihr heute wieder dabei seid. Sagt euch der Begriff Antipode etwas? Das ist ein Ort, der genau auf der anderen Seite der Erdkugel liegt. Weiter entfernt von uns geht es also nicht. Mein heutiger Gast ist Thomas Körsten, ein Bio-Imker mit 40 Jahren Erfahrung aus Nerot. Und er hat in seiner Jugend auf der anderen Seite der Welt geimkert, in Samoa. Das ist eine Insel im Südpazifik. Und das Anfang der 80er. Thomas erzählt, dass die Imkerei viel mehr ist als nur Honig zu gewinnen. Es geht um den Respekt und das Verständnis für die Bienen, deren soziale Strukturen so unglaublich komplex sind. Er legt großen Wert darauf, ihre natürlichen Lebensweisen und Bedürfnisse zu achten und das ist für eine nachhaltige Honigproduktion unerlässlich. Und genau wie die Bienen, die immer wieder zurück zu ihrem Bienenstock kehren, ist auch Thomas trotz seiner weitreichenden Reisen zurück nach Neroth gekehrt. Vielleicht auch, weil Neroth ein ganz besonderes Dorf ist, darüber sprechen wir auch im Podcast. Oder es ist einfach so, wie man in der Eifel sagt. Die Eifel kommen immer wieder nach Hause. Freut euch also auf einen Podcast über das Imkan in der Eifel, auf der Welt und darüber, warum die Nerote eine der verrücktesten Ortsgeschichten der Eifel haben. Mein Name ist Julia Kunse. Viel Spaß beim Zuhören. Dann stell dich doch gerne mal vor.

Thomas Körsten
Ich heiße Thomas Körsten. Ich wohne in Nerud und bin von Beruf Imker. Ich bin 64 geboren, das heißt, ich werde diesjahr noch 60 Ich war aber früher viel jünger.

Julia Kunze
Okay. Wie bist du denn zur Imkerei gekommen?

Thomas Körsten
Mein Vater hatte einen guten Freund. Und er hatte Bienen. Damals waren wir noch Kinder, wir sind drei Brüder zu Hause. Und der Freund verstarb ganz plötzlich. Und dann sagt mein Vater, ich kaufe der Witwe die Bienenvölker ab. Dann hat sie die Last im Meer und kriegt noch 2000 Mark. So, und dann hat er ja auf einmal 15 Bienenvölker. Und mein Vater war Montagearbeiter. Viele Eifler bleiben ja nicht zu Hause. sondern müssen in der Fremde Geld verdienen. So, mein Vater war praktisch nicht zu Hause. Und dann kam halt der Anruf, geht nach den Bienen gucken. Und mein älterer Bruder ging gucken, aber er blieb nicht dabei. Und ich blieb an den Bienen hängen. Und dann habe ich nach der mittleren Reife die Lehre gemacht, drei Jahre Imkerei gelernt. Dann habe ich Fachabbi gemacht. Dann habe ich beschlossen, dass ich ein besserer Imker als ein Student werden würde. Und dann bin ich zurück in die Imkerei. Bin dann einige Jahre im Ausland gewesen, habe Entwicklungsdienst gemacht als Imker. und kam dann zurück und hab den Betrieb gegründet. Und das ist jetzt schon über 30 Jahre her.

Julia Kunze
Was hat dich daran so fasziniert? Weißt du das noch?

Thomas Körsten
Die Biene ist schon ein fantastisches Wesen. Ich will nicht zu viel schwärmen, aber trotzdem. Ich vergleiche immer so, wir sehen ja unsere Welt hier mit Bäumen, Sträuchern, Autos, Häusern und Leuten. Es gibt aber noch eine ganz andere Welt, die kann man auch ganz schnell kennenlernen, wenn man zum Beispiel tauchen geht. Dann ist man ganz fluchs in einer anderen Welt, wo alles ein bisschen anders funktioniert. Und so ist es mit den Bienen auch. Ein Bienenvolk hat schon etwas ganz eigenes. Zum Beispiel, wir Säugetiere, wir gehen davon aus, dass die Mutter ihr Kind ernährt. Bei den Bienen ist das so, dass die Schwestern die Milch geben, mit der die Bienen leben. Wir haben so dieses Vater, Mutter, Kind, Familie. Bei den Bienen ist das ganz anders. Es gibt nur ein eierlegendes Tier, was die Mutter von allen ist. Männer werden nur geduldet, wenn sie auch zur Vermehrung genutzt werden, gebraucht werden, ansonsten werden sie nicht gehalten. Wenn man ein Tier oder wenn wir uns selber füttern, So reichnet sich unser Körper mit dieser Nahrung an, wir werden kräftig oder dick. Wenn man eine Biene füttert, wird die nie dick, sondern die lagert das an. Das ist für die Arbeit und sie lagert das in Waben an. Sie verwertet es nicht für ihren eigenen Körper direkt. Also es ist ein ganz anderes Wesen und es hat mir Spaß gemacht, da reinzutauchen.

Julia Kunze
Kannst du dich noch daran erinnern, wie das? das erste Mal war, als du dann so als Junge vielleicht noch zu den Bienen gegangen bist?

Thomas Körsten
Ich hatte ein Bienenvolg von einem alten Mann geschenkt bekommen. Das war mein eigenes. Die anderen musste ich für Vater bearbeiten. Aber ich weiß noch, wie wichtig es war, dass ich ein eigenes hatte. Und als ich aus der Schule kam, da wurde dann ganz fluchs die Suppe gelöffelt und ich bin mit meinem Fahrrad an mein Bienenvolk gefahren. fast jeden Tag im Sommer. Ich habe die tot kontrolliert. Die konnten gar keinen Honig bringen, weil sie so verwirrt waren, aber ich musste ständig da reingucken.

Julia Kunze
Das sagt man so, ne? Tod kontrolliert. Aber das habe ich auf jeden Fall schon mal so gehört, dass man nicht zu viel gucken darf.

Thomas Körsten
Man darf die Bienen auf keinen Fall zu viel gucken. So ein Bienenvolk muss man sehen wie einen Körper. Da gibt es halt den Kasten, das ist vielleicht die Außenhaut und innen drin sind die Waben und das sind die Organe und die Bienen sind vielleicht der Blutkreislauf. Wir wollen es wirklich in meinem Beispiel mal. als eigenen Körper sehen. Und wenn der Imker hingeht und öffnet dieses Bienenvolk, dann ist das vergleichbar mit einer Operation, die wir Menschen kriegen. Es ist vielleicht nötig, dass der Arzt kommt, narkotisiert uns und nimmt den kranken Körperteil raus, meinwegen den Blinddarm. Aber er kann auch nicht ständig da kontrollieren, das würde unser Körper nicht mitmachen. Und ähnlich ist es bei den Bienen. Wenn man einen Eingriff macht. dann muss man denen auch wochenlang Zeit geben, sich zu erholen und ihr eigenes System wieder aufzubauen.

Julia Kunze
Das heißt, wie oft gehst du zu den Bienen?

Thomas Körsten
Ich habe mal aufgeschrieben, ich gehe im Jahr ca. 20 Mal zu den Bienenvölkern. Das heißt aber nicht, dass ich sie immer öffne. Manchmal kontrolliere ich nur, ob Mäuse reingekommen sind, machen Mäuseschutz oder ich hebe sie an. und versuche zu ermitteln, wie schwer sie sind, ob man Honig nehmen kann oder ob man Food dabei geben muss. Circa 20 Mal im Jahr. Und im Sommer kontrolliert man jedes Volk alle 14 Tage. Die Bienenvölker haben verschiedene Phasen. Das ist einmal die Winterruhe, dann kommt der Frühling, es wird wärmer, die Tage werden länger, die Königin fängt an, Eier zu legen, das ist die Individualvermehrung. Jetzt vermehrt sich ein Bienenvolk und wird bis zu 100. 000 Tieren stark. Dann sind sie zu stark und dann kommt die Sexualvermehrung, also das Schwärmen, es werden neue Königinnen erzeugt, dann teilt sich das Bienenvolk. Dann kommt die Vorbereitung auf die Winterruhe, die Bienen lagern den Honig ganz nah an ihrem Brutnest an. und dann reduzieren sie die Zahl der Bienen auf ca. 20. 000 über den Winter und dann kommt wieder die Winterruhe. Und in diesen verschiedenen Phasen muss man alles machen, was dem Bienenvolk nützt. Zum Beispiel ist es doch klar, dass ein Bienenvolk, was 100. 000 Bienen hat, viel mehr Raumbedarf hat als eins, was im Winter nur 20. 000 Bienen hat. Das heißt, man gibt Raum oder nimmt Traum durch die Kästen. Und im Winter sitzen die Bienenvölker auf zwei solche Kästen oder kleine Bienenvölker nur auf einem Kasten. Und jetzt im Sommer sitzen die auf drei solchen Kästen und ganze starke Überflieger auf vier solchen Kästen.

Julia Kunze
Die sind geöffnet und dann gehen die nach.

Thomas Körsten
Unter jedem Bienenfolg steht ein Brett. Und in diesem Brett ist ein Schlitz drin, das nennt man Flugloch. Obendrauf ist einer kleinen Deckel und ein Wetterschutz.

Julia Kunze
Und in welcher Phase sind wir jetzt gerade?

Thomas Körsten
Wir sind gerade im Abschluss der Individualvermehrung, also die Völker haben ihre Zahl erreicht. Und dann zerfallen die Bienenvölker. Man muss sich das so vorstellen, wenn ich es mal erklären darf. Die Bienen sind an ihre Mutter gebunden. Das läuft über ein Pheromon. Ich will es mal Parfum nennen. Also die Kinder riechen ihre Mutter. Weil im Bienenvolk selber können sie nicht sehen, weil ein Bienenstock ist stockendunkel. Aber sie riechen ihre Mutter. Und alles ist endlich und auch das Parfum der Mutter reicht nicht aus für alle Bienen, wenn es über 100. 000, manche Bienenvölker, wenn es über 80. 000 werden. Das heißt, es gibt dann Bienen, die ihre Mutter nicht mehr feststellen. Jedenfalls sind sie nicht zufrieden mit dem, was sie von ihrer Mutter mitbekommen. Und dann erstellen die eine neue Königin. Das heißt übrigens nicht Parfum, sondern Queen Essence.

Julia Kunze
Und dann schwärmen die? Und dann sammelst du die dann wieder ein oder lässt du die schwärmen?

Thomas Körsten
Wenn ich sie kriege.

Julia Kunze
Also im besten Fall, du möchtest die eigentlich einsammeln.

Thomas Körsten
Ich möchte die einsammeln oder ich möchte auch verhindern, dass sie schwärmen. Es ist so: ein Bienenvolk hat verschiedene Triebe, ich nenne mal ein paar. Der Sammeltrieb, also die wollen und müssen, das ist ein Trieb, die müssen Honig sammeln. Sie müssen und wollen bauen, neue Waben erstellen und sie wollen sich vermehren. Das sind die Triebe. Und kann in Bienenvolk einen dieser Triebe nicht ausleben, so tritt automatisch der Schwarmtrieb ein. Das Bienenvolk teilt sich. Es erstellt neue Königinnen und die alte Königin verlässt den Bienenstock mit ihren Anhängern.

Julia Kunze
Warum möchtest du die behalten? Du könntest ja auch sagen, okay, die verdoppelt sich und ich habe schon genügend Bienen.

Thomas Körsten
Der Schwarm, der abzieht, nimmt die alte Königin und vielleicht 20. 300.

Julia Kunze
Ach, der nimmt die alte Königin mit.

Thomas Körsten
Die neue Königin bleibt im Stock und fängt nach ihrer Jungfernzeit, wenn sie dann begattet ist, nach 14 Tagen an Eier zu legen. und übernimmt die Eierproduktion. Das alte Bienenvolk landet im Idealfall in einem hohlen Baum und baut sich eine neue Existenz auf. Jetzt ist es bei mir im Betrieb so, man braucht also mindestens 100 Bienenvölker, um davon leben zu können. Und weil ich Familie habe und Autos und was ich alles bezahlen muss. Wir bewirtschaften dieses Jahr 200 Bienenvölker und die sind verteilt in Zehnergruppen. Und das sind einige hier oben in der Eifel, die meisten. Und zehn Bienenstände an der Mosel. Und die Mosel ist 80, 90 Kilometer entfernt von hier. Wenn jetzt natürlich. ein Bienenvolk in Wolf an der Mosel schwärmt, kriege ich das hier in Down gar nicht mit. Und deshalb bin ich darauf erpicht, ein Bienenvolk so zu bearbeiten dass es keinen Mangel hat, seine Triebe auszuleben. Also wenn es zu viel Honig hat und kann nicht mehr sammeln, nehme ich Honig raus, dass es wieder sammeln kann. Wenn es brüten möchte, die Königin will Eier legen, die Bienen wollen brüten, sagt man, und der Platz ist voll mit Brutwaben, dann nehme ich Brutwaben raus. und hängen ganz leere Rämchen da rein, dass das Bienenvolk wieder seinen Trieb ausleben kann. Mit den herausgenommenen Brutfarben bilde ich neue Völker. Das nennt man Ablegerbildung.

Julia Kunze
Wie bei Pflanzen.

Thomas Körsten
Wie bei Pflanzen.

Julia Kunze
Hat sich, seit du das machst, irgendwas verändert, oder würdest du sagen, das ist immer noch eigentlich genau das gleiche Handwerk? Sagt ihr Handwerk, wie vorst?

Thomas Körsten
Man nennt schon Handwerk. Es ist Lebensmittelproduktion. Klar. Ob es sich verändert hat in den 40 Jahren, wo ich es mache. Einmal möchte ich sagen, dass der Mensch grundlegend unsere Landschaft verändert hat. Ich will jetzt keinen großen Vortrag halten. Trotzdem muss man sagen, das erste, was über unsere Region, also Mitteleuropa, aufgeschrieben wurde. Das haben die Römer aufgeschrieben, als sie kamen und uns erobert haben. Und die Römer haben sich beschwert über die vielen Wälder, die es überall gab. Und die vielen Wälder, die sind mit den Jahrhunderten abgeholzt worden. Und es ist keine Wild-Waldlandschaft mehr, sondern eine Kulturlandschaft mit vorwiegend Wiesen und danach angepflanzten. Wäldern. Und die Biene hat ja eigentlich ursprünglich hier in einem Waldgebiet gelebt. Außerdem fing es bei den Römern an, dass wir nach und nach Quadratmeter für Quadratmeter zubetoniert haben. Mit Straßen, Häusern und was wir alle gebaut haben. Ich bin auch nicht ultschuldig, ich habe auch schon gebaut. So ist der Mensch. Und das hat sich für die Bienen natürlich grundlegend geändert. Das muss man prinzipiell sagen. Gut, wenn ich jetzt an meine letzten 40 Imkereijahre denke, da hat sich auch was geändert. Ich mache jetzt, heute ist der 1. Mai. Da mache ich die Arbeit, die habe ich sonst Ende Mai gemacht. Also mindestens drei Wochen vorher sind wir. Krass. Ich will am Freitag schleudern. Was ist am Freitag? Der zweite oder dritte. Am Freitag schleudern, sonst hat man Ende Mai geschleudert, also am Ende des Monats geschleudert. Wir sind also viel früher. Ich fand es immer interessant zu beobachten, weil ich ja viele Bienen an der Mosel habe, wenn man sich denn von der Mosel in die Eifel hocharbeitete. Dann gab es an der Mosel noch Misteln auf den Bäumen. Und sobald man die Höhenlage der Eifel erreicht hatte, gab es keine Misteln mehr.

Julia Kunze
Heute gibt es die Mistel überall.

Thomas Körsten
Die Mistel zeigt uns praktisch, es ist warm geworden.

Julia Kunze
Das hat sich geändert.

Thomas Körsten
Und noch eine ganz wichtige Sache hat sich geändert. In den 80er Jahren wurde nach Europa ein Parasit eingeschleppt, die sogenannte Varroa-Milbe, genau Die Varoa-Milbe gehört eigentlich in den indischen Raum der Welt. Die hieß Varoa Jacobson nach ihrem Entdecker. Das war ein Holländer, der hieß Jakobson. Und er hat dieses Milbentier nach sich selber benannt. Und nachdem diese Milbe denn einige Jahre in Europa war, hat man sie umgetauft. Sie heißt heute Destructor. Und der Name sagt schon warum. Also diese Milbe ist ein Bienenkiller Nummer 1. Wenn Bienenvölker sterben, dann ist der Grund immer Varoa. Und ein anderer. Die Fachleute sagen Varoa plus X. Kälte, zu wenig Futter, die Königin ist zu alt, Krankheit hat sich ausgebreitet. Aber Varoa ist immer dabei. Die Varoa ist der Destruktor nach wie vor.

Julia Kunze
Was macht die Varoa, Milva?

Thomas Körsten
Varoa ist wie eine Zecke. Sie geht an die Bienen, an die erwachsenen Bienen und sticht in ihre weichen Häute. So eine Biene hat da hinten so ein schuppenartigen Hinterleib und zwischen den Schuppen sind kleine Häute, die intersegmentale Häute. Da geht sie rein, sticht da ein Loch rein wie eine Zecke in unseren Körper und drängt Blut. Und wenn sie sich vermehren will, dann krabbelt sie in die Larven, die Embryonen der Bienen und legt da Eier rein. Und wenn zu viele Varroa-Mülben drin sind, dann kommen diese Larve entweder gar nicht zum Schlupf, also zur Welt. Oder sie ist geschädigt. Das heißt, aus der Larve wird dann vielleicht doch eine Biene und die Biene lebt nicht sechs bis acht Wochen, sondern nur zwei Wochen, weil sie halt in der Embryonalfläche Phase Blut abgegeben hat an das Varroa-Vieh. Und außerdem, vergleichbar wieder mit Zecken, bringen diese Varroa-Melben auch Sekundärinfektionen mit.

Julia Kunze
Hattest du das schon mal befallen?

Thomas Körsten
Varoa gibt es immer.

Julia Kunze
Echt?

Thomas Körsten
Der Imker muss die Varoa-Millbehalt immer reduzieren. Die Varua verzehnfacht sich im Jahr. Okay, jetzt mal im Winter hat das Bienenvolk 20 Milben. Verzehnfacht hat es halt dementsprechend viel mehr im Sommer. Und jetzt muss man das wieder verringern, sonst nimmt die Varroa-Population, der Varroa-Befall nimmt überhand und es gibt ein gewisses Maß, was den Bienenvolk erträgt. Und wenn es zu viel sind, dann brechen die Völker zusammen.

Julia Kunze
Und wie macht man das?

Thomas Körsten
Es gibt verschiedene Methoden, die Varroa-Melbe zu reduzieren. Als die Varoa-Milbe kam in den 80er Jahren, da kam ganz schnell die Firma Bayer und sagte, mhm, die Varoa-Milbe. Das ist ein Spinnentier und das ist es tatsächlich, weil es acht Beine hat. Und da gibt es ein Mittel gegen, das heißt ein Akarizid, ein spinnenwirksames Mittel. Und dann nahm man das Mittel, was man auch in der Schafproduktion einsetzte, weil einmal im Jahr werden die Schafe gebadet in einem Acarizit. Und dann verlieren die die Zecken. Und dann werden die gebadet. Und nach dem Baden darf man die einige Wochen nicht schlachten und essen, weil das Gift noch da drin ist. Oh, jetzt habe ich Gift gesagt. Firma Bayer wäre es lieber, wenn man es Medikament nennt. So, und dann haben fast alle Imker dieses Mittel angewandt. Das gab es vorher in Littern abgefüllt für die Schäfer und dann wurde es in kleine Fläschlein abgefüllt, die aber das Zehnfache kosteten und man träufelte es über die Bienen. Und es starben über 90 Prozent der Milben ab. Der Nachteil war, dass sich dieses Bienenvolk peu à peu immer mehr mit diesem Gift anreicherte. Und damals hat sich eine Imkergruppe abgespalt und die haben gesagt, nee, das kann nicht gut sein. Auf dem Beipackzettel stehen ganz komische Sachen drin, zum Beispiel steht da drauf. nicht in der Nähe von Lebensmitteln aufbewahren, während ein Bienenvolk ja eigentlich ein Aufbewahrungsort für den schönen, tollen, süßen, leckeren Honig ist. Das beißt sich. Und da sind einige Imker dann ausgestiegen und haben gesagt, nö, das machen wir nicht. Und aus diesen hat sich dann die Öko-Imkerei entwickelt. und die Öko-Imkerei fußt auf der Beobachtung von einem Förster, das war der Herr Ruttner. Der Herr Ruttner war so ein pensionierter Förster und hat die Natur betrachtet. Und er sah, dass sich regelmäßig die Tauben in dem Ameisenhaufen der Roten Waldameise blusterte. Und er dachte, ja, warum macht das Vieh denn das? Jetzt ist es so, dass viele Vögel, von Hühnern kennt man es ganz bestimmt, Federmilben haben. Und die wilde Taube plustert sich im Ameisenhaufen und wird von der Ameise angesprüht. Mit deren Ameisengift und verliert daraufhin viele von ihren Milben. Und das hat man interpretiert. Man nimmt denn solche Schwammtücher Macht darauf eine Ameisensäure und schiebt sie ins Bienenvolk und dann fallen viele von diesen Milben ab. Und daraus hat sich die Öko-Imkerei entwickelt. Es gibt noch andere Behandlungsmethoden und auch Gott sei Dank ist auch in der konventionellen Imkerei dieses Behandlungsmittel, was es damals von Bayer gab, auch verboten. Also es hat sich da vieles gebessert.

Julia Kunze
Was du auch bei den Öko-Imkern?

Thomas Körsten
Ich bin ein Uralt-Öko. Damals waren wir noch Nestbeschmutzer. Wir wurden denn beschimpft von den anderen. Wir sind alle Ökos. Aber mittlerweile ist das doch geachtet. Es gibt immer mehr Ökos. Jetzt will ich das mit dem Öko auch nicht zu viel hochpushen. Es ging mir ursprünglich darum, dass wirklich dieses giftige Mittel nicht in die Berührung mit Honig kommt. Fand ich wichtig, finde ich immer noch.

Julia Kunze
Wie ist es denn, heutzutage im Körper zu sein?

Thomas Körsten
Ja, ich sage immer, bei den Bienen darf man nicht bei Adam und Eva anfangen, sondern man muss noch viel früher anfangen. Es gibt Höhlenmalereien, die sind nachweislich 30. 000, 40. 000 Jahre alt. Da sieht man einen Imker, wie er, also einen Menschen, wie er in ein Bienenvolk reicht, erlangt mit der Hand rein. und nimmt Waben raus und macht sie in einen Korb. Und das haben die Menschen aufgemalt. Sie haben aber auch schon den Honig konsumiert, wahrscheinlich noch eher der aufrechte Gang kam. Als halbe Affen, als Pro Konsol haben wir wahrscheinlich schon Honig gegessen. Honig und die Larven der Bienen wurden auch konsumiert. Der Plinius hat es nachher. Verurteilt, wir sollten nicht die Bienenlarven essen und den Bienen nicht zerreißen, und die Der Honigblase aussaugen. Das ist also eine uralte Sache, dass der Mensch von Honig sich ernährt, immer wieder. Und es ist auch in die Religion eingezogen, das Land, wo Milch und Honig fließt. Er ging in die Wüste und ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Ja, warum soll der Honig mitnehmen? Stell dir das mal vor, der geht in die Wüste zum Meditieren, zum Beten und da muss er noch so einen Krug mitschleppen. Das war ja nicht flicht feines, dünnwandiges Zeug, weil das war klobiges Material und dann noch ein Kilo Honig rein, das war unangenehm, das war zu viel zum tragen. Trotzdem immer wieder Honig. Der Mensch hat einen Hang zum Honig gehabt und man merkt es noch heute an uns, weil wir ja Süßes mögen. Bei Kindern muss man das regulieren, aber auch bei uns Erwachsenen, der Drang nach dem Süßen. Wir sind Großenergieverbraucher. Ich meine, nicht den Strom, sondern unseren Körper. Der Mensch hat so viel Energie verbraucht, dass er ganz hochwertige Nahrung brauchte, ganz einfach um zu jagen. um den Tieren hinterherzulaufen. Wir sind so lange den Tieren hinterhergelaufen, über Jahrtausende hinweg, dass wir sogar unser dickes Fell verloren haben. und halb nackt oder ganz nackt geworden sind. Und um das zu ergänzen, brauchten wir eine hochwertige Nahrung.

Julia Kunze
Das war entweder Fett oder Honig.

Thomas Körsten
Und der Honig war super wichtig für uns immer. Und deshalb war auch der Imker immer super wichtig. Der Imke hatte im Mittelalter Sonderrechte, er durfte den Wald begehen, was die normalen Bauern gar nicht durften. Denk an den Robin Hood, der war im Wald, aber wehe, der Sheriff hätte ihn gekriegt. Das war alles verboten. Wir Imker durften in den Wald gehen. Auf jeden Fall war der Fürst sehr froh mit uns. Es ging um die Süße des Honigs, klar. Allerdings konnte man mit Honig. auch ganz schnell Alkohol herstellen. Der Mähd, genau, Wasser dabei, Hefe kommen lassen und nach zwei Wochen hast du einen Alkohol Und unsere Breiten haben schon immer mit Alkohol hantiert. Das war unsere und ist nach wie vor die Volksdroge. Das gab immer Rituale. Die haben aus Hörnern getrunken. Das ist eigentlich Unsinn. Warum aus dem Kuhhorn das spitze Horn? Die hatten doch auch Tassen, gedrehte Tassen aus Lehm, wäre viel besser. Das Horn hatte den Vorteil, du konntest es nicht hinstellen. Wenn ich dir das in die Hand drücke, dann trinkst du das. Damit waren wir ganz schnell

Julia Kunze
zusammen, gemeinschaftlich aus einem Level, dass wir eine betrunkene Gemeinschaft bilden.

Thomas Körsten
Okay, ich hole jetzt ewig aus, aber die Imkerei ist auch was Wichtiges. Und dann kam eine nächste Phase, dass man Wachs brauchte. Wachs war super wichtig. Vor der Eisenzeit gab es die Bronzezeit. Na, Eisen. Das Roheisen wird erhitzt und dann wird es mit dem Hammer in die Form geklopft, die man gerne hätte. Mit Bronze ging das nicht ohne weiteres. Um Bronzegegenstände zu haben, musste man einen Wachsklumpen kneten, bis er wachsweich war. Und dann hat man einen zum Beispiel einen Messer aus Wachs geknetet. Man nannt das als Blindmesser. Dann hat man dieses Messer, dieses Blindmesser. eingebettet in einen Klumpen Lehm. Und dann hat man zu Oberst und zu unterst zwei Löschlein gemacht in diesen Lehm. Und dann hat man diesen Lehmklumpen mit dem blinden Wachsmesser innen drin in die heißen Kohlen gelegt. Und dann lief das Wachs raus.

Julia Kunze
Ah, okay.

Thomas Körsten
Und dann hatte man eine Gussform und da hat man eine Bronze reingegossen. Und so konnte man ein Messer machen. Jetzt haben die Menschen heutzutage, die Wissenschaftler, die haben das mal probiert. Und sie haben festgestellt, dass man um ein Messer zu machen. dreimal den Versuch machen muss. Und dann haben die Wissenschaftler gesagt und die, wie heißen sie, die alte Sachen finden.

Julia Kunze
Archäologen.

Thomas Körsten
Archäologen, genau. Die haben geguckt, was haben wir denn gefunden. Wir haben Armreife, Anhänger, Klammern, Messer, Säbel aus Bronze gefunden. Wie viel haben wir gefunden? Na, vielleicht 10% von dem, was es gegeben hat. Dann haben die hochgerechnet, dann hatten die eine gewisse Summe und dann haben sie gesagt, okay, du musst aber dreimal so viel haben an Wachs, um das an Bronze zu machen. Gegenständen rauszukriegen. Und dann hat man festgestellt, dass es unheimlich viele Millionen von Bienenvölkern in diesen Regionen gegeben hat.

Julia Kunze
Ah, ja, okay.

Thomas Körsten
Das war wahnsinnig wichtig. Okay, also ich wollte eigentlich mit dieser ganzen Rede sagen: das war früher super, duper wichtig. Heute ist man als Berufsimker ein Exod. Ich weiß manchmal nicht, ob die Leute die Imkerei besichtigen oder mich. Ich fühle mich so ein bisschen schon als Dinosaurier. Es kam denn der Zucker auf vor ca. 150 Jahren. Es gab schon früher Zucker, aber da war er teuer, er kam aus Zuckerrohr und er kam aus den Kolonien. Das war eine Kolonialware. Aber vor gut 100 Jahren hat man rausgekriegt in Europa, wie man ihn aus Rüben macht. Und dann war der Zucker in aller Munde. Das Bienenwachs wurde ersetzt durch Paraffin und Stearin und die Imkerei war nicht mehr so geachtet wie früher. Und heute ist es so, dass nur noch 20% des in Deutschland konsumierten Honigs.

Julia Kunze
And what is that, China?

Thomas Körsten
Man könnte das draufschreiben. Aber leider steht auf den Gläsern drauf aus EG und nicht-EG-Ländern.

Julia Kunze
Das ist keine Aussage.

Thomas Körsten
Wenn du mich fragst, woher ich komme, dann sage ich, ich komme aus Nerud, bin hier geboren, dann weißt du, wo ich herkomme. Also der günstigste Honig am Markt kommt aus asiatischen Ländern, vorneweg China. Schmeckt aber nicht besonders lecker. Und es wird diesem Honig auch unterstellt, dass er gepanscht ist. Und dann schmeckt der chinesische Honig nicht besonders lecker und deshalb muss man einen qualitativ höheren Honig dazu mischen. sodass er dem Konsumenten schmeckt. Und da kommt das aus EG-Ländern dazu.

Julia Kunze
Aber die Basis ist wohl dann nicht EG-Hollig.

Thomas Körsten
Der gepanschte Honig, das ist jetzt nichts, was für einen Menschen gefährlich ist. Es ist bekannt, dass die Chinesen mit Reissirup Die Bienen füttern, dann kriegen die halt viel mehr Honig. Jetzt ist Reissirup nichts Tödliches, das ist nichts Schlimmes. Man kann auch Reissirup als alternatives Süßungsmittel kaufen. Das ist nichts Schlimmes, aber es ist eben kein Honig. So, bei meinen Bienenvölkern ist es so. Ich werde jetzt bald die erste Ernte machen und zwar wenn der Weißdorn die Blüten verliert. Dann wird geerntet. Und das ist die erste Ernte. Das ist ein Blütenhonig. Und der ist bei uns in der Eifel von ca. 40, 50 verschiedenen Pflanzen. Löwenzahn, Weißdorn, Obst, Apfelgerne, Kirsche, Quetsche, aber auch kleine, unscheinbare Pflanzen sind da dabei. Das ist also kein Honig, den ich gemischt habe, sondern die Bienen haben das gemacht. Der zweite Honig, den ich ernte, das ist vorwiegend Brombeerhonig. Ganz einfach, weil es hier ganz viele Brombeeren gibt. Und es gibt danach noch den Waldhonig. Also das sind diese drei Arten Honig, die ich. Ernten kann und verkaufen. Manchmal kommen Leute und sagen, ja, ich hätte gerne Heide-Honig. Ja, sage ich, dann muss man dahin, wo Heide ist. Haben wir aber nicht.

Julia Kunze
Manche wollen auch mal Nukka-Honig haben.

Thomas Körsten
Manukka-Honig ist ein ganz toller Honig aus Neuseeland.

Julia Kunze
Darum geht es nicht.

Thomas Körsten
Ich kann doch nicht an die Mosel fahren und sagen, ich hätte gern einen französischen Rotwein. Manche Menschen sagen auch, haben Sie nicht einen reinen Rapshonig? Tja, sage ich denn, wenn Sie einen Honig haben möchten aus einer Monokultur, die garantiert dreimal gespritzt worden ist, kann ich Ihnen Rapshonig. Du merkst, wo ich hin will. Also je größer die Vielfalt der Blüten, je größer ist das Aroma des Honigs. Und ich war ja schon auch ein paar Jahre im Ausland und habe auch überall verschiedene Honige probiert und ich muss da den Eifel Honig loben. Wir sind ganz vorne mit dem Aroma. Wir haben vielleicht nicht so viel Honig wie andere Landschaften in Deutschland oder der Welt, aber unser Honig ist super lecker.

Julia Kunze
Wo warst du?

Thomas Körsten
Ich wollte als 21-Jähriger die Welt retten und habe circa 4 Jahre in der Südsee gearbeitet. Ich war in Fiji und Samoa. And nachher noch ein bisschen, also ein halbes Jahr in the Caribic.

Julia Kunze
Also ich habe mir durchaus schöne Landschaften ausgesucht. Das war ja krass zu der damaligen Zeit schon.

Thomas Körsten
Ja, und vorher war ich höchstens bei meinen Eltern in Österreich in Urlaub. Flieger kenne ich nur vom Hochgucken. Kannte ich nur vom Hochgucken. Und dann bin ich dann in die Südsee gekommen und habe da eine große Imkerei wieder aufgebaut. Und nachher habe ich eine Imkerei gegründet in Fiji.

Julia Kunze
Mutig von dir.

Thomas Körsten
Mutig oder dumm, das ist oft nah beieinander.

Julia Kunze
Aber wie bist du denn da dran gekommen? Ging es dann irgendwie über deine Schule oder was oder über deine Ausbildung, dass die gesagt haben, wir suchen hier noch Leute, die damit helfen?

Thomas Körsten
Es gab ja noch kein Internet. Es gab kein Internet, genau. Es gab auch keine Handys. Es war so. Ich hatte dann Fachabbi gemacht, aber ich habe mich da nicht wohl gefühlt mit dieser Theorie. Mein Abitursdurchschnitt war mittelmäßig, aber als Imker, da darf ich prallen, das war ganz gut. Ich habe dann aber angefangen zu arbeiten in Bonn. Das war mal unsere Hauptstadt. Ich weiß. Und ich hab da, ich weiß, dass du das weißt. Okay, ich habe in Bonn gearbeitet, das hat mir nicht gefallen. Aber ich habe meine Zeit in Bonn genutzt und habe die Botschaften abgeklappert und habe da mit den Leuten gesprochen. Und da gab es Botschaften, die haben mich sehr wohlwollend behandelt, die Neuseeländer. Ich habe da einfach gesagt, ja, ich bin der und der, ich habe Imker gelernt, kann ich in eurem Land arbeiten. Und dann sind die Neuseeländer hingegangen und haben mein Ansinnen in der neuseeländischen B-Journ veröffentlicht. Und die Kanadier sind hingegangen und haben mein Ansinnen in den Canadian B Journal veröffentlicht. Andere Länder haben mich gar nicht ernst genommen. Ich hatte damals noch lange Haare. Die haben mich einfach abplitzen lassen. Ich nenne die Länder jetzt nicht. Wie die Kuh ausgemolken war, hatte ich Aus Neuseeland und aus der Südsee fünf Arbeitsangebote und aus Kanada drei. Boah. Und dann bin ich nach Samoa gegangen. Das war mal eine deutsche Kolonie. Ich habe mal. Ja, gegoogelt habe ich es nicht, aber ich habe mir in der Bücherei geguckt, was über Samoa gab.

Julia Kunze
Das hat mir gefallen, da wollte ich hin. Aber smart von dir, gute Idee, dass du da zu den Botschaften gegangen bist. Und wie war das da?

Thomas Körsten
In Samoa?

Julia Kunze
Ja.

Thomas Körsten
Jetzt musst du denken, ich war 21, war noch offen für alles. Die Leute in Samoa waren ganz tolle Leute. Aber auch sehr besonders. Ich will mal vergleichen mit Asterix. Es gibt ja dieses berühmte Dorf, wo Asterix und Obelix wohnen. Und diese Leute in dem Dorf von Asterix feiern zusammen und dann prügeln sie sich. Und dann, wenn die Römer kommen, ziehen sie wieder total an einem Strang. Und so waren die Samoaner. Total herzlich, ein falsches Wort, fangen direkt an zu hauen. Und man muss sich dem erstmal annähern. Aber ich fand es toll. Es hat mich nachhaltig beeinflusst. Ich habe das geliebt in Samoa.

Julia Kunze
Und dann hast du irgendwann beschlossen, ich komme doch wieder nach Neo zurück.

Thomas Körsten
Der Eifler? kommt immer wieder heim. Aber die Eifler sind ja auch wie Samoaner jedenfalls. Ein bisschen schon. Schläht sich und verdreht sich.

Julia Kunze
Hast du Lust, auch ein bisschen über Nero zu erzählen? Weil darüber habe ich ja auch tolle Sachen gehört, über euer Dorf. Also mit dem Mausefallen-Museum und dass hier, ich will nichts Falsches sagen, aber dass hier auch so Hausierer gewohnt haben oder so.

Thomas Körsten
Also, egal welchen Dörfler du fragst, der sagt, ja, mein Ort ist schon was Besonderes.

Julia Kunze
Alles klar, aber Nerot ist wirklich was Besonderes.

Thomas Körsten
Okay. Nerot Heißt eigentlich Neue Rodung. Also gab es hier wohl mal viel Wald und Nerud war ein armes Dorf und es ist auch noch ein relativ junges Dorf, ich glaube ca. 800 Jahre. Das hat damit zu tun. dass es bei uns relativ kalt ist. Wir liegen ziemlich hoch. Der nächste Ursache ist, unser Boden ist sehr jung. Wenn hier eine Grube gemacht wird, um ein Haus zu bauen, dann schaut man, dann sieht man eine Handbreite Erde, danach kommt Gestein und dann Urgestein. Also unsere Pflanzen konnten nur oberflächlich Nahrung aus der Erde ziehen. Das ist ganz einfach der Grund, dass die Leute in der Eifel relativ arm waren. Guckt er die Häuser an in einer guten Gegend. Mosel. Da gibt es Prachtbauten, das gab es in der Eifel so nicht. Die Eifler waren arm, hungerarm. Nun, wann das jetzt genau war, weiß ich nicht, aber vor über 100 Jahren kam ein Priester in dieses hungerarme Eifelgebiet und er wurde hier Priester in Nerod. Und dieser Mann war vorher wo eingesetzt, wo er gelernt hat, dass die Dorfbewohner Heimarbeit machten mit Drahtgeflechten. Und das hat der in Neroth etabliert. Er hat also den Neroth dann dieses Know-how gebracht. um Drahtgeflechte zu machen. Das waren zum Beispiel Kuchenuntersetzer. Oder es gab Vogelkäfige oder Pannefäßier. Also der große Ofen ist sehr heiß, wo das Feuer ist. Jetzt hast du die Suppe fertig gekocht, willst du aber, dass sie lau warm bleibt. Das ist ein Drahtgeflecht aus Spiralen. Und da setzt man den Topf drauf, dann bildet er eine Distanz zum heißen Feuer und es bleibt lauwarm. Das ist ein Pfannenfüßchen. Aber am allermeisten wurden Mause und Ratten fallen gemacht. Es war halt vor über 100 Jahren eine landwirtschaftliche Gesellschaft und wo Landwirtschaft ist, sind auch Nagetiere. So, und jetzt musste der Absatz gemacht werden. Der ging natürlich nicht übers Internet. Die mussten an den Kunden ran. Man nennt das wohl Kaltakquise. Und dann sind die Nero da losgezogen mit ihren Drahtgeflechten im Rucksack von Haus zu Haus und haben geklingelt und haben dann ihre Waren pfeil geboten. Und das nennt man Hausieren von Haus zu Haus. Und die Nero, da waren so weit, dass sie auch über die Deutschlands Grenzen gegangen sind. Also Vorfahren von mir sind bis nach Frankreich rüber. Und andere sind dann nach Polen. So, jetzt ist folgendes passiert. Die Neroter haben von überall, wo sie waren, auch ihre Partnerinnen gewildert. Es gibt in Nerud ganz viele verschiedene Namen, wenn man im Telefonbuch guckt. Und ich will nicht sagen, dass es das anderswo gibt, aber in Nerud gab es nie in Zucht.

Julia Kunze
Ah, ja, wie sagt man sonst, ist es ein Kreis in der Eifel?

Thomas Körsten
Gut. Okay.

Julia Kunze
Also seit 100 Jahren keine Interessen.

Thomas Körsten
Das war aber auch in Nero. Es gab aber auch in Nero dadurch, dass die Nero da unterwegs waren. Haben sie einen ganz anderen Umgang gelernt mit Menschen, die wurden also auch ein bisschen weltgewandter. Abgebrüter könnte man auch sagen, allein durch das Handeln wurden die abgebrüter. Jetzt kamen sie durch das Handeln aber ganz viel mit Leute in Kontakt, die es in so in der Eifel nur als Randgruppen gab. Die anderen Hausierer. Zigeuner fahrendes Volk und die Zigeuner hatten eine eigene Sprache und dann hat sich zusammen mit jüdischen Händlern, die Viehhändler waren, oft Jüdischen Ursprungs hat sich eine Sprache gebildet aus Eiflerblatt, Jiddisch und Rotwelch. Und das nannte man ihn Nerodienisch. Die ist so gut wie ausgestorben. Es gibt noch so ein paar Fragmente, aber die ganze Sprache gibt es so nicht mehr.

Julia Kunze
Die Sprache hatte den Vorteil, man konnte reden, ohne dass der andere es verstand.

Thomas Körsten
Die muss aus Batticht. Die Frau bekommt ein Kind. Nur damit man es mal gehört hat. Crazy. Hat den Herrn die Bicht bezahlt. beschommt, beschommen als bezahlen, hat der Mann dir seine Schulden bezahlt. So, und dann ist folgendes passiert. Dinero, da kamen natürlich Irgendwann nach Hause, wie wir ja schon festgestellt hatten, dass die Eifler immer gerne nach Hause kommen. Zur Kirmes oder wenn ein anderes Fest war und dann hatten die Geld dabei. Die anderen Dörfler Die hatten Kartoffeln und Getreide, aber die Neoder hatten Geld. Und dann kamen die nach Hause, wenn ein Fest war, und haben natürlich angegeben mit dem Geld, was sie hatten. Jetzt gab es damals aber keinen Strom. Die Elektrifizierung hatte noch nicht stattgefunden. Nun, es gab auf solchen Festen nur kleine Mengen Bier. Weil Bier musst du kühlen, sonst wird es nach ein paar Wochen öselig. Und deshalb wurde auf solchen Festen viel Schnaps konsumiert. Und wenn man von Schnaps betrunken ist, dann asmaraulich böse. Und deshalb sagte man den Neo danach, dass sie sich gerne prügeln. Ich weiß, als ich kleines Kind war, da kam eine Studentin und interviewte meine Oma. Und sagte, ja, wie war denn diese Zeit in Nerot? Und dann sagte meine Oma zu der Studentin, Ihnen kann ich es ja sagen. Die Näherutter, das waren Schläger und Zäufer.

Julia Kunze
Wenn du jetzt wirklich irgendwie mit 20 beschlossen hast, ich will die Welt sehen. Meinst du, das kann auch was damit zu tun haben, dass du eben aus Nerot kommst, also dass dieses, ich gehe in die Welt irgendwie, dass es da Vorbilder gewissermaßen gibt?

Thomas Körsten
Glaube ich schon. Aber das war nichts Bewusstes. Weil ich Imker war und Imker auch gebraucht worden, habe ich das für so eine Art Fügung gehalten. Ja, ich war wirklich so ein Weltretterer, Verbesserer, wollte ich sagen. Und ich bin auch nach wie vor der Meinung, dass man mit Imkerei nichts Böses tun kann. Ich finde die Imkerei super wichtig.

Julia Kunze
Das war’s für heute beim Eifel Podcast mit Thomas Körsten. Wenn ihr mehr über sein Leben und die Arbeit als Bio-Imker erfahren wollt, dann besucht doch seine Website www. eifelimker. de Vergesst auch nicht, den Eife-Podcast zu abonnieren, um keine der Folgen zu verpassen. Wenn ihr meine Arbeit unterstützen wollt, dann freue ich mich auf eine Spende von euch auf Patreon. Jede Unterstützung hilft mir, weiter großartige Inhalte für euch zu produzieren. Wie das geht, erkläre ich euch auf www. eifelpodcast. de. Dort findet ihr auch viele weitere spannende Eifelpodcast-Folgen. Zum Beispiel mit Dr. Christoph Otten. Er ist einer der renommiertesten deutschen Bienenforscher. Vielen Dank, dass ihr zugehört habt und bis zum nächsten Mal. Bleibt neugierig und freut euch auf die Eifel. Mein Name ist Julia Kunze. Tschüss!